Der Hessentag ist "ein riesiges Marketing-Schaufenster" für Einzelhändler und Gastronomen. Die vor Ort ansässigen gewerblichen Anbieter können durch das zehntägige Landesfest vor allem positive Impulse für das Nachfolgegeschäft erwarten. Von dieser Erfahrung hat Rainer Dietrich als Hessenbeauftragter der Stadt Wetzlar bei einer Info-Veranstaltung für die Herborner Kaufleute und Gastronomen, die an der Hessentagsstraße liegen, in der vergangenen Woche im Bürgerhaus Merkenbach berichtet. Auch das intensivierte Gemeinschaftsgefühl wirke noch lange nach.
Drei Nachhaltigkeitsziele habe man sich in Wetzlar für den Hessentag 2012 gesetzt, erläuterte Dietrich. Erstens sei die städtische Infrastruktur - zum Beispiel in Gestalt der Bahnhofs- und Busbahnhofserneuerung - verbessert worden, zweitens habe man Wetzlar als Standort für Industrie, Einzelhandel und Handwerk stärken und drittens den regionalen Tourismus nachhaltig ankurbeln können, sagte der ehemalige Hessentags-Beauftragte. Inhaltlich ganz ähnliche Zielsetzungen verbindet auch die Stadt Herborn mit dem Ausrichten des Landesfests vom 20. bis 29. Mai 2016.
Hessentags-Beauftragter 2012: "Hessentag ist riesiges Marketing-Schaufenster"
"Ein Hessentags-Besucher will Spaß haben und Party machen, aber keine Einkaufstüten mit sich herumschleppen", machte Dietrich seinen Zuhörern bewusst. Lediglich fünf Prozent der befragten Anbieter hätten im Jahr 2012 während des Hessentags in Wetzlar eine Umsatzsteigerung erzielen können, berichtete er. Bei etwa 60 Prozent seien die Umsätze gleich geblieben, bei rund 35 Prozent sogar gesunken. Ähnliche Erfahrungen habe man in anderen Hessentagsstädten gemacht, berichtete der Wetzlarer Stadtmarketing-Geschäftsführer: "Der Hessentag ist kein Einzelhandels-Umsatzförderprogramm, das muss man ganz klar sagen", betonte er.
Da allerdings etwa 60 Prozent der Hessentagsbesucher aus einem Umkreis von 50 Kilometern anreise und im Schnitt zweimal das Landesfest besuche, eigneten sich die zehn Tage ausgezeichnet zur Stammkundenpflege wie auch zur Neukunden-Gewinnung, erläuterte Dietrich. Dafür habe man in Wetzlar beispielsweise Couponhefte mit einer Gültigkeitsdauer bis Jahresende ausgegeben. Wichtig für die Außendarstellung des Einzelhandels seien außerdem zum Beispiel thematisch zum Fest passende Schaufenster-Dekorationen und bis in den späten Abend beleuchtete Präsentationsflächen gewesen, sagte er.
Wichtig sei, dem Besucher das Gefühl zu vermitteln, dass er willkommen ist und freundlich aufgenommen wird: "Dann sagt er sich: Da gehen wir wieder hin!", machte Dietrich bewusst. Der Erfolg dieses Konzepts mache sich unter anderem auch in der Zahl der Stadtführungen und der der gebuchten Übernachtungen bemerkbar, die in Wetzlar von rund 184 000 vor dem Hessentag auf 204 000 im Jahr 2014 gestiegen sei: "Man darf nicht nur die die zehn Tage im Auge haben, das ist der entscheidende Punkt", sagte der Wetzlarer Stadtmarketing-Geschäftsführer und versicherte: "Das wird in Herborn auch funktionieren!"
Warenanlieferungen für die Innenstadt: "Wir werden Lösungen finden!"
In der Wetzlarer Altstadt, wo man ähnlich wie in der Herborner Fußgängerzone kaum Stände positionieren habe können, hätten die Geschäftsleute vielfach deren Rolle übernommen. Dabei seien für den Einzelhandel wie auch für Gastronomen durch Fluchtwege, den Umzug oder für andere Nutzungen erforderliche Flächen mitunter mit Einschränkungen zu rechnen, wie auch der Hessentags-Beauftragte Jörg Kring bestätigte. Deshalb könne man auch kaum mit üblichen Ständen in der Fußgängerzone planen.
Man werde mit den Anliegern an der Hessentagsstraße persönlich sprechen und kooperative Lösungen finden, sagte Kring. Zudem sollten betroffene Gastronomen und Einzelhändler in der Innenstadt beispielsweise bei der Vergabe von Ständen bevorzugt werden beziehungsweise diese zu Sonderkonditionen angeboten bekommen, kündigte Jörg Kring an. Wie beispielsweise Warenanlieferungen in der Innenstadt bewerkstelligt werden können, solle ebenfalls in persönlichen Gesprächen geklärt werden: "Wir werden Lösungen finden!", sicherte der Hessentags-Beauftragte zu: "Unser Ziel ist Zufriedenheit und Lust auf das Event bei allen Beteiligten!"
Geschäfte wollen einen Sonntag und Fronleichnam öffnen
Von den beiden vom Gesetzgeber ermöglichten verkaufsoffenen Sonntagen während des Landestages wollen die Kaufleute nur den ersten in Anspruch nehmen, wie ein entsprechend abgefragtes Meinungsbild ergab. Außerdem sollen die Geschäfte am Fronleichnamsfest (26. Mai 2016) offen haben. Der Hessentags-Beauftragte Jörg Kring wies darauf hin, dass einheitliche Öffnungszeiten für diese Tage vereinbart werden sollten. Diese seien aber nicht mit den Öffnungszeiten der Stände entlang der Hessentagsstraße identisch, die bis 23 Uhr besetzt werden müssten. Gewerbliche Anbieter, die einen solchen Stand bewirtschaften wollten, können die Gebührenordnung dafür auf der Homepage www.herborn.de finden.
Weitere Infos gibt es bei der Arbeitsgruppe Hessentagsstraße. Ansprechpartner sind deren Leiter Patrick Sassmann, Tel. (02772) 708 442, E-Mail p.sassmann@herborn.de, und Claudia Ballatz, Tel. (02772) 613 06, E-Mail claudia.ballatz@kita-seelbach.de.
Klaus Kordesch