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Gedenkstunde zur Reichpogromnacht in Herborn

Gedenkstunde zur Reichpogromnacht in Herborn

Gedenken an die Opfer des Holocaust im Zeichen der Erinnerung und Mahnung. „Nie wieder“ – eine Verpflichtung für die Gegenwart.

Gedenkstunde anlässlich der Reichspogromnacht am 8. November 2025

Mit einer Gedenkstunde erinnerte die Stadt Herborn am Samstagabend, 8. November, an die Opfer der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938. Vor 87 Jahren wurden in dieser Nacht Synagogen in Brand gesetzt, jüdische Menschen misshandelt, verhaftet und ermordet. Es war der Beginn der systematischen Vernichtung jüdischen Lebens in Deutschland. Auch in Herborn wurden jüdische Bürgerinnen und Bürger brutal angegriffen und entrechtet. Sie wurden Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft – ihre Namen sind heute auf dem Gedenkstein in der Walther-Rathenau-Straße, am Eisernen Steg, verewigt.

Gedenken im Zeichen der Erinnerung und Mahnung

Fast 100 Menschen versammelten sich am Holocaust-Denkmal, um der Opfer des Holocaust zu gedenken. Trompeter Roman Pacholek begleitete die Gedenkstunde mit einer musikalischen Einlage. 

Stadtverordnetenvorsteher J. Michael Müller mahnte in seiner Rede eindringlich: „Der 9. November 1938 ist ein Tag der Unfassbarkeit, der Rohheit, des Verlusts von Anstand, Ehre und Rechtsstaatlichkeit. Es war der Tag der Entrechtung, der Verletzung und des Todes unzähliger Menschen. Nie wieder bedeutet, dass wir niemals wegschauen dürfen“. Er erinnerte daran, dass die Pogromnacht ein Tag des Verlusts von Menschlichkeit und Rechtsstaatlichkeit gewesen sei, die Demokratie vor neun Jahrzehnten zusammengebrochen sei, weil die Mitte nicht mehr stand. Demokratie brauche eine starke gesellschaftliche Mitte, die Haltung zeigt. „Heute erleben wir, wie Antisemitismus wieder auf deutschen Straßen sichtbar wird – und schlimmer noch: Er wird salonfähig.“

„Nie wieder“ – eine Verpflichtung für die Gegenwart

Stadtverordnetenvorsteher J. Michael Müller  stellte in seiner Rede auch aktuelle Bezüge her. Er rief die Anwesenden auf, nicht zu schweigen, sondern sich aktiv gegen zunehmenden Antisemitismus zu stellen – ob auf der Straße, im Internet oder im Alltag. „Nie wieder bedeutet: Dieses Schweigen darf sich nicht wiederholen. Wir sind als Bürger gefragt, einzutreten für jüdisches Leben in Deutschland.“ 

Die Gedenkstunde endete mit dem Appell, die Erinnerung wachzuhalten und sich bedingungslos für ein Leben in Freiheit und Sicherheit aller Menschen einzusetzen. Gedenken heiße handeln, jede und jeder sei gefordert, im Alltag Haltung zu zeigen und sich für ein Leben in Freiheit und Sicherheit einzusetzen.